Einschläfern oder hoffen – Die schwerste Entscheidung unseres Lebens | Episode 3
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Lesezeit 13 min
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Es gibt Momente im Leben, auf die man sich nie vorbereiten kann – selbst dann nicht, wenn man es theoretisch wüsste. Für uns war das der Moment, als wir uns von Vito verabschieden mussten.
Vito war nicht nur unser Hund. Er war Familie, Seelengefährte, Lehrmeister und der Ursprung unserer Marke Vitomalia. Sein Name lebt in unserem Unternehmen weiter, doch sein Platz in unserem Alltag ist leer.
In dieser Episode nehmen wir euch mit auf die schwerste Reise unseres Lebens: die Entscheidung, ob wir Vito noch eine Chance geben oder ob es Zeit ist, ihn gehen zu lassen.
Wir sprechen offen darüber, warum wir uns für die Einschläferung entschieden haben, welche Gedanken, Zweifel und Ängste uns begleitet haben – und warum diese Entscheidung zugleich ein letzter Akt der Liebe war.
Dieser Blog richtet sich an alle Hundehalter:innen, die vielleicht selbst einmal vor dieser Entscheidung stehen oder gestanden haben. Wir möchten mit euch teilen, was wir gelernt haben, um euch das Gefühl zu geben: Ihr seid nicht allein.
Bevor wir über die schwerste Entscheidung sprechen, müssen wir einen Schritt zurückgehen: zu Vitos Krankheitsgeschichte.
Vito litt über Jahre an chronischen Erkrankungen:
Histiozytäre ulzerative Kolitis (eine spezielle Form der IBD)
Autoimmunerkrankung Lupus
Beides sind Krankheiten, die auch beim Menschen bekannt sind – schwere, komplexe Krankheitsbilder, die den gesamten Körper betreffen. Dank engmaschiger tierärztlicher Betreuung, Ernährungsanpassungen und Medikamenten (darunter auch hochdosiertes Kortison) konnten wir Vito eine lange Zeit ein gutes Leben ermöglichen.
Doch diese Krankheitsbilder arbeiten oft gegen den Körper. Die Nebenwirkungen der Medikamente schwächen das Immunsystem, und selbst kleine Stressfaktoren – wie z. B. ein Aufenthalt in einer Hundepension – können große Rückschläge verursachen.
Im Januar 2025 schien Vito stabil. Trotz seiner Krankheiten wirkte er zufrieden, bewegte sich gern und war „Vito wie immer“. Wir entschieden uns für eine Woche Urlaub ohne Hunde – eine Entscheidung, die wir uns nicht leicht machten. Vito und Amalia kamen in eine erfahrene Hundepension.
Doch bei der Rückkehr war klar: Etwas hatte sich verändert. Vito zeigte verstärkten Durchfall, Blut im Kot, Gewichtsverlust, Apathie. Er begann, Futter zu verweigern – ein Alarmsignal, das bei Hunden oft ein letzter, instinktiver Schritt vor dem Sterben ist.
Wir versuchten es mit allem: Futterumstellung, Kortison, Ernährungsberatung, Tierarztbesuche, sogar Überlegungen zu Testosteron-Ersatztherapie. Aber die Blutbilder zeigten eine katastrophale Realität: Leber und Nieren am Limit, das Immunsystem fast nicht mehr messbar, innere Blutungen, Hautblutungen, Nasenbluten.
Die Entscheidung, einen Hund einschläfern zu lassen , ist zweifellos eine der schwersten Aufgaben, vor die wir als Halter:innen gestellt werden. Es ist keine rein medizinische Entscheidung , sondern eine zutiefst emotionale und ethische : Wann endet Hoffnung, und wann beginnt unnötiges Festhalten?
Bei Vito stellte sich genau diese Frage. Ein Hund, der über Jahre mit chronischen Erkrankungen lebte, begleitet von Schmerzen, Therapieversuchen, Hoffnungen und Rückschlägen – und am Ende stand die Erkenntnis: Sein Körper konnte nicht mehr . Was für uns wie eine Entscheidung aussah, war aus tierethologischer Sicht vielleicht längst von ihm getroffen worden .
Präterminalverhalten
In der Tiermedizin spricht man von „präterminalem Verhalten“ , wenn Tiere Wochen oder Tage vor ihrem Tod charakteristische Veränderungen zeigen: Futterverweigerung, Rückzug, weniger Reaktionen auf Umweltreize, verlängerte Schlaf- und Ruhephasen . Diese Veränderungen sind kein Trotzverhalten, sondern Ausdruck eines Organismus, der sich auf das Sterben vorbereitet .
Wissenschaftlich lässt sich das erklären: Der Stoffwechsel fährt herunter , das Immunsystem kollabiert , Organsysteme beginnen zu versagen . Im Fall von Vito kamen sichtbare Zeichen hinzu – Nasenbluten, Blutergüsse, Blut im Stuhl . Tierärztlich betrachtet war die Frage nicht mehr „Kann man ihn heilen?“, sondern „Wie viel Zeit bleibt, und wie soll diese Zeit aussehen?“
Prozess besser zu bewältigen.
Psychologisch sind solche Momente eine Ausnahmesituation . Studien aus der Humanpsychologie zeigen, dass Menschen in Trauersituationen oft in sogenannte kognitive Verzerrungen fallen. Wir verdrängen („Morgen geht es ihm besser“), wir rationalisieren („Vielleicht war es nur die falsche Medikation“), wir entwickeln Schuldgefühle („Ich hätte früher etwas merken müssen“). All das blockiert die nüchterne Erkenntnis: Der Hund signalisiert längst, dass er gehen will.
Anders als wir Menschen leben Hunde ausschließlich im Moment . Sie sorgen sich nicht um morgen , sie fürchten sich nicht vor dem Tod , wie wir es tun. Wenn sie Futter verweigern , wenn sie sich zurückziehen , wenn sie nicht mehr rausgehen wollen , dann ist das kein Trotz und kein Drama, sondern ein instinktives Reagieren auf den eigenen körperlichen Zustand . Viele Hundehalter:innen berichten, dass ihr Tier in den letzten Tagen „anders“ wurde – ruhiger, abwesender, manchmal sogar sanft, als würde es sich verabschieden.
Hier liegt eine der schwersten ethischen Lasten für uns Menschen: Wir müssen diese Zeichen deuten, ohne dass unser Hund sie uns in Worten sagen kann . Wir müssen entscheiden, ob wir aus Angst vor dem Verlust festhalten oder ob wir aus Liebe loslassen.
In der Kynologie spricht man zu Recht vom Einschläfern als einem letzten Akt der Freundschaft . Das bedeutet nicht nur, dass wir den Hund nicht alleine lassen, sondern dass wir ihn aktiv davor schützen , einen langen, leidvollen Sterbeprozess zu durchlaufen. Bei Vito war das besonders deutlich: Die innere Blutungsneigung bedeutete, dass er, wenn man nichts tat, wahrscheinlich innerhalb weniger Tage oder Stunden innerlich verblutet wäre – ein Prozess, den die Tierärztin als „qualvoll“ beschrieb.
Euthanasie – Was bedeutet das eigentlich?
Das Wort Euthanasie kommt aus dem Griechischen („eu“ = gut, „thanatos“ = Tod) und bedeutet wörtlich „guter Tod“ . In der Tiermedizin beschreibt es das gezielte Herbeiführen eines möglichst stress- und schmerzfreien Todes , meist durch eine Überdosis eines Narkosemittels . Studien zeigen, dass Hunde, die in ihrer gewohnten Umgebung, umgeben von vertrauten Menschen eingeschläfert werden, signifikant weniger Stressanzeichen zeigen als Hunde, die diesen letzten Weg in der Klinik gehen müssen.
Der Moment der Entscheidung bleibt dennoch ein psychischer Ausnahmezustand . Viele Halter:innen berichten, dass sie erst im Nachhinein verstehen, wie deutlich ihr Hund gezeigt hat, dass er bereit war zu gehen – und dass die Entscheidung zu warten oft aus menschlichem Schmerz , nicht aus tierischem Bedürfnis kam.
Für uns beide, Lui und Paulina , war genau das die größte Auseinandersetzung: Wollen wir noch warten, noch alles versuchen – oder erkennen, dass wir schon alles versucht hatten?
Wir haben tagelang, eigentlich wochenlang, jedes Symptom analysiert, jeden neuen Versuch besprochen, jede Hoffnung festgehalten. Aber irgendwann mussten wir uns ehrlich fragen: Tun wir das noch für Vito – oder tun wir es schon nur noch für uns?
Die Entscheidung, Vito loszulassen , war kein Aufgeben. Es war genau das Gegenteil. Es war unser größter Akt der Liebe, den wir ihm schenken konnten. Wir wollten nicht, dass er leidet, nicht, dass er irgendwann alleine in der Klinik stirbt, nicht, dass er sich weiter quält, nur weil wir uns vor dem Abschied fürchten.
Als wir das für uns beide klar hatten, wussten wir:
In dieser Phase haben wir gelernt, dass nicht nur die Blutwerte oder Diagnosen zählen.
Der wichtigste Indikator war Vito selbst.
Wir haben Vito beobachtet – mit einem Blick, der tiefer geht als das Offensichtliche.
Und was wir sahen, war deutlich:
Er zog sich zurück.
Er verweigerte Futter, selbst seine geliebten Leckerchen.
Er reagierte nicht mehr auf Reize, die ihn früher motiviert hatten.
Seine Körperhaltung war eingesunken, die Ohren lagen oft an, der Blick war abgewandt.
Das war kein normaler alter Hund – das war ein Hund, der am Ende war.
Hunde zeigen Schmerz und Sterbeverhalten oft subtil. Anders als wir Menschen, die klagen oder aktiv Hilfe suchen, ziehen sich Hunde zurück.
Das Nicht-mehr-fressen ist dabei kein „bockiges“ Verhalten, sondern ein biologischer Prozess:
Im Sterbeprozess wird der Körper heruntergefahren, der Stoffwechsel gedrosselt, das Hungergefühl verschwindet.
Besonders Tiere mit chronischen Schmerzen oder Autoimmunerkrankungen „wissen“, wann es nicht mehr geht – oft lange bevor wir Menschen es akzeptieren können.
Wir erinnern uns gut an diese Mischung aus Hoffnung und Verdrängung.
Paulina saß oft bei Vito, hielt ihm das Lieblingsfutter hin, strich über seinen Kopf, redete auf ihn ein.
Und doch kam irgendwann dieser Blick: „Bitte lass mich los.“
Das zu erkennen war nicht leicht.
Aber es war der Moment, in dem wir unsere Rolle neu definieren mussten: Nicht mehr die zu sein, die heilen, sondern die, die begleiten.
Als wir mit Vito in der Tierklinik saßen, kam das, wovor wir uns monatelang gefürchtet hatten:
Die nüchterne Einschätzung der Tierärztin.
Sie schaute sich die Blutwerte an, untersuchte die Schleimhäute, hörte Herz und Lunge ab – und sagte dann mit leiser Stimme:
„Es ist nicht mehr die Frage, ob es Zeit ist, sondern nur noch, wann.“
Bei chronisch kranken Hunden wie Vito – er hatte histiozytäre ulcerative Kolitis (eine schwere Form der IBD) und Lupus (eine Autoimmunerkrankung) – kommt es oft zu einem sogenannten terminalen Krankheitsstadium.
Die Symptome:
Massive Entzündungen
Mangel an roten Blutkörperchen (Anämie)
Schwäche, Blutungen (z. B. Nasenbluten, Hämatome)
Multiorganversagen (Nieren, Leber)
Medikamente wie Kortison helfen zwar, indem sie das Immunsystem drosseln, können aber langfristig das Gegenteil bewirken:
Das Immunsystem fährt herunter, die Infektanfälligkeit steigt, und der Körper hat keine Reserven mehr.
Als die Tierärztin uns sagte, dass Vito wahrscheinlich innerlich verblutet – dass seine roten Blutkörperchen fast auf null gefallen waren – da wurde uns endgültig klar:
Es gibt keinen Plan B mehr.
Und auch wenn wir es rational wussten, emotional… war es der absolute Absturz. Wir hatten so viele Therapien versucht, von Ernährung über Immunsuppressiva bis zu experimentellen Ideen wie Testosteron als Muskelaufbauhilfe.
Aber am Ende steht kein Medikament, sondern nur die Frage: Helfen wir ihm, loszulassen? Oder zwingen wir ihn zu bleiben?
Als wir zurückblickten, erkannten wir, dass Vito uns schon Wochen vorher Zeichen gegeben hatte , die wir übersehen oder verdrängt hatten.
Seine Futterverweigerung, die immer häufiger wurde, seine Apathie, das Meiden von Kontakt – all das waren stille Botschaften.
Wir hatten gehofft, dass es nur Phasen waren.
Wir erklärten uns die Symptome mit Nebenwirkungen der Medikamente, mit Stress, mit allem, was uns einfiel.
Doch rückblickend wissen wir: Sein Körper hatte längst begonnen, sich selbst herunterzufahren.
Als wir mit Vito in der Tierklinik saßen, hatten wir das Gefühl, in zwei Welten gleichzeitig zu sein.
Auf der einen Seite war da die Hoffnung : Vielleicht würde das Kortison nochmal anschlagen. Vielleicht würde der Tropf ihn stabilisieren. Vielleicht könnten wir doch noch eine Behandlung finden, die ihm ein paar Wochen oder Monate schenkt.
Auf der anderen Seite war da die leise, aber immer drängendere Frage: Tun wir ihm gerade wirklich einen Gefallen?
Wir haben in diesem Moment verstanden, wie unglaublich schwer diese Entscheidung ist, wenn man Verantwortung für ein Lebewesen trägt, das man liebt.
Einschläfern ist keine Frage des Aufgebens. Es ist eine Frage des Erkennens, wann der Moment gekommen ist, an dem die Verantwortung größer ist als die Hoffnung.
Wir saßen also in der Klinik, Vito am Tropf, und wussten tief in uns: Das hier ist kein Kampf mehr, den er noch gewinnen kann. Es war ein Kampf, den wir führen wollten – weil wir nicht loslassen konnten.
Was empfinden Hunde am Lebensende?
Hunde leben stark im Moment.
Sie reflektieren nicht über ein „morgen“ oder „nächstes Jahr“. Das bedeutet:
Hunde haben keine Angst vor dem Tod an sich.
Sie kennen kein „ich werde bald sterben“, sondern spüren nur den gegenwärtigen Zustand von Schmerz, Schwäche, Unwohlsein.
Hunde zeigen Sterbeverhalten oft subtil.
Viele ziehen sich zurück, meiden Futter, wirken teilnahmslos oder suchen ungewöhnlich viel Nähe.
Stress und Belastung durch Klinikaufenthalte können das Leiden massiv verstärken.
Insbesondere Hunde mit Autoimmunerkrankungen und chronischen Schmerzen reagieren extrem empfindlich auf Umweltstress, was den Gesundheitszustand zusätzlich verschlechtert.
Ein Hund, der am Lebensende steht, profitiert nicht mehr von „noch einer Behandlung“.
Der Fokus verschiebt sich vom Heilen zum Wohlfühlen – und das Wohlfühlen bedeutet manchmal, Leiden zu beenden.
Als die Tierärztin uns sagte, „am besten gestern“, brach für uns eine Welt zusammen.
Doch mitten in dieser Schockstarre wussten wir instinktiv: Wenn Vito gehen muss, dann da, wo er geliebt wird. Zu Hause.
Wir haben die Möglichkeit der Einschläferung zu Hause mit der Tierärztin besprochen. Sie erklärte uns die Abläufe, die Optionen – und auch die medizinischen Fakten, die uns halfen, diese Entscheidung rational zu untermauern.
Warum Einschläfern zu Hause für viele Hunde die bessere Wahl sein kann
Hunde sind territorial geprägt. Stress entsteht oft, wenn sie in fremder Umgebung, mit fremden Gerüchen und ohne ihre Bezugspersonen sind.
Ein Besuch in der Tierarztpraxis bedeutet für die meisten Hunde Stress: fremde Tiere, Desinfektionsmittel, Geräusche.
Zu Hause ist der Hund in seiner gewohnten Umgebung, mit seinen Menschen, seinem Körbchen, seinen Gerüchen.
Studien zeigen:
Das Stresslevel von Hunden in Tierarztpraxen ist messbar erhöht (u. a. durch erhöhte Cortisolwerte).
Viele Hundehalter:innen berichten, dass ihre Tiere zu Hause entspannter und friedlicher einschlafen konnten.
Für uns war schnell klar: Wir wollten nicht, dass Vito seine letzten Momente mit Angst verbindet. Und wir wollten, dass Amalia dabei sein darf, um zu verstehen, warum ihr Gefährte nicht mehr aufsteht. Hunde trauern – und wir wollten ihr die Möglichkeit geben, Abschied zu nehmen.
Als wir den Termin für Vitos Einschläferung zu Hause festgelegt hatten, war das Gefühl kaum auszuhalten.
Wie plant man die letzten Stunden mit einem Familienmitglied?
Wir standen unter Schock – und gleichzeitig war da dieser klare Gedanke: Wir wollen ihm diese Zeit so schön, ruhig und liebevoll wie möglich machen.
Wir haben Vito in sein Lieblingsbett gelegt, das wir ins Wohnzimmer trugen, wo er immer am liebsten war. Um ihn herum: Decken, Kissen, ein bisschen frische Luft. Wir haben Musik angemacht, das Licht gedimmt.
Amalia war die ganze Zeit bei ihm, hat sich zu ihm gelegt – ein Anblick, der uns das Herz zerriss und gleichzeitig heilte.
Warum Rituale wichtig sind
In der Humanpsychologie und der Tierverhaltensforschung ist bekannt:
Rituale helfen, mit Verlusten umzugehen, weil sie Struktur in Chaos bringen.
Hunde profitieren ebenfalls von vertrauten Abläufen.
Selbst schwerkranke Hunde nehmen oft noch Gerüche, Stimmen, Berührungen wahr.
Ruhig zu sprechen, zu streicheln und gewohnte Elemente zu nutzen, kann ihnen helfen, angstfreier zu sein.
Ein weicher Untergrund, gewohnte Gerüche, das Lieblingsspielzeug – all das sind „sichere Anker“ für den Hund.
Wir sprachen mit Vito, erzählten ihm, wie sehr wir ihn lieben, wie dankbar wir ihm sind. Wir sagten nicht: „Es wird alles gut.“ Wir sagten: „Danke, dass du bei uns warst.“
Das war wichtig für uns – und wahrscheinlich auch für ihn.
Wir haben gemeinsam geweint, geschwiegen, gestreichelt. Und auch Amalia hat sich verabschiedet: Sie leckte ihm vorsichtig über den Kopf, legte sich zu seinen Pfoten, wich nicht von seiner Seite.
Als wir das Tierkrematorium anriefen, wurde uns erklärt, dass es für eine Einzeleinäscherung mit persönlichem Termin erst in der darauffolgenden Woche einen Platz gab. Uns wurde angeboten, Vito in der Kühlzelle des Krematoriums aufzubewahren.
Doch unsere Tierärztin hatte uns schon im Vorfeld gewarnt: Viele Halter sind nach dem Aufenthalt in einer Kühlzelle erschrocken, weil sich das Tier optisch stark verändert. Gerade bei Hunden mit weichem Fell oder sensibler Haut kann sich das Aussehen sehr verändern – ein Anblick, der oft als belastend empfunden wird.
In der Nacht hatte es geschneit. Die Welt draußen war still, weiß und friedlich. Wir entschieden uns, Vito über das Wochenende bei uns zu behalten. Wir machten es ihm schön, deckten ihn liebevoll zu und stellten sicher, dass der Raum kühl genug war.
Für uns war klar: Wir wollten Vito nicht in einer Kühlzelle abgeben und ihn am Montag in einem für uns schlimmeren Zustand zurückbekommen. Wir entschieden uns für die liebevolle Aufbahrung bei uns zuhause.
Uns hat dieser Abschied in Ruhe sehr geholfen. Es war kein „er ist weg und wir haben ihn nie wieder gesehen“. Es war ein bewusstes Begleiten bis zum letzten Schritt. Was ehrlicherweise im ersten Moment befremdlich für uns wirkte, wurde nach diesem Wochenende vollkommen natürlich und heilsam, sich auf diese Art und Weise zu verabschieden.
Was wir aus dieser Erfahrung gelernt haben:
Es gibt keinen „richtigen“ Weg zu trauern. Jeder Mensch, jeder Hund trauert anders.
Zeit zuhause mit dem verstorbenen Tier kann helfen, den Verlust zu begreifen und bewusst Abschied zu nehmen.
Es ist okay, sich Hilfe zu holen – sei es durch Freunde, Familie, andere Hundemenschen oder sogar professionelle Trauerbegleitung.
Es ist okay, wütend, traurig, leer oder sogar erleichtert zu sein – Emotionen in dieser Zeit sind komplex und dürfen sein.
Wir haben in diesen Tagen oft innegehalten und uns gesagt: „Er fehlt. Aber er leidet nicht mehr.“ Und das hat uns Kraft gegeben.