Italien mit Hund? Diese Fehler machen fast alle! | Episode 12

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Italien – das Land der Pasta, Sonne und herzlichen Menschen. Doch was viele Hundemenschen nicht wissen: Für Listenhunde ist Italien eines der wenigen europäischen Länder, das die Einreise erlaubt – ohne Rasseliste! Klingt super, oder? Aber Achtung: Wer mit seinem Listenhund nach Italien reist, muss sich gut vorbereiten. Viele machen hier die gleichen Fehler: fehlende Papiere, unzureichender Parasitenschutz oder Missverständnisse bei der Maulkorbpflicht. Wir sprechen aus Erfahrung – mit über zehn Jahren Reisen quer durch Italien, vom Norden bis nach Sizilien, kennen wir die Tücken und Highlights. In diesem Artikel erfährst du, welche Vorschriften wirklich wichtig sind, warum Parasitenvorsorge kein optionaler Luxus ist, was du beim Autofahren beachten musst und wie du deinen Urlaub stressfrei gestaltest. Für dich, deinen Listenhund und alle, die euch unterwegs begegnen. Lass uns gemeinsam schauen, wie Italien mit Hund nicht zum Albtraum, sondern zum Traumurlaub wird.

Einreisebestimmungen: Was du beachten musst

Italien ist eines der wenigen Länder in Europa, das keine Rasseliste führt. Listenhunde wie American Pitbull Terrier, Staffordshire Bullterrier oder Rottweiler dürfen offiziell einreisen , wenn bestimmte Regeln beachtet werden. Gerade hier machen viele den ersten großen Fehler: Sie verlassen sich auf veraltete Informationen oder Halbwissen aus Foren. Fakt ist: Seit 2009 gibt es in Italien keine Beschränkungen für bestimmte Rassen mehr. Trotzdem gelten wichtige Grundregeln für alle Hunde – und einige Punkte verdienen bei Listenhunden besondere Aufmerksamkeit.

Für die Einreise nach Italien braucht jeder Hund:

  • einen gültigen EU-Heimtierausweis mit Mikrochipnummer

  • eine gültige Tollwutimpfung , mindestens 21 Tage alt

  • Leinenpflicht im öffentlichen Raum

  • bei Listenhunden: Maulkorb muss mitgeführt werden (Mitführung Pflicht, Tragen auf Anforderung)


Wichtig: Die Leinenpflicht gilt in öffentlichen Straßen, Parks und Verkehrsmitteln. Ausziehbare Leinen dürfen maximal auf 1,5 Meter eingestellt sein. In ausgewiesenen Hundebereichen (z. B. Hundewiesen) können Ausnahmen gelten.

Parasitenvorsorge: Warum pharmazeutischer Schutz essentiell ist

Viele Hundemenschen möchten ihre Hunde am liebsten ohne pharmazeutische Mittel schützen. Natürliche Ansätze wie Kokosöl, Bernsteinketten oder Keramikhalsbänder sind beliebt – aber sind sie auch wirksam? Die ehrliche Antwort: Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass diese Alternativen einen relevanten Schutz vor Parasiten bieten. Vieles davon ist schlicht Marketing , oft gekoppelt mit einem guten Gefühl für den Menschen – aber der Hund bleibt ungeschützt.

Kokosöl enthält Laurinsäure , eine mittelkettige Fettsäure, die in Laborversuchen eine abschreckende Wirkung auf Zecken gezeigt hat. Studien haben gezeigt, dass Zecken mit Laurinsäure behandelte Flächen meiden. Aber: Diese Ergebnisse stammen meist aus In-vitro-Experimenten (also Petrischalen, nicht lebenden Hunden) und nicht aus Feldstudien am Tier. Zudem verfliegt die Wirkung von Kokosöl auf Haut und Fell sehr schnell, sodass es nicht als verlässliches Repellent im Alltag gilt. Eine langfristige Schutzwirkung konnte bislang wissenschaftlich nicht belegt werden.

Im Mittelmeerraum, also auch in Italien, ist fehlender Parasitenschutz für Hunde kein Kavaliersdelikt, sondern ein massives Gesundheitsrisiko . Viele Krankheiten werden durch winzige Mücken oder Zecken übertragen, oft unbemerkt, und entwickeln sich schleichend über Wochen bis Monate. Gerade deswegen werden sie häufig zu spät erkannt – oft erst, wenn der Hund schwere Symptome zeigt und die Prognose schlecht ist.

Leishmaniose
Übertragen durch Sandmücken. Symptome treten oft erst Monate nach der Infektion auf: Haarausfall (vor allem um Augen und Ohren), Hautgeschwüre, überlange Krallen, Gewichtsverlust, geschwollene Lymphknoten, Fieber. Unbehandelt führt die Krankheit zu Organschäden, v.a. an Nieren und Leber. Auch mit Behandlung bleibt der Hund oft lebenslang krank.

Herzwürmer (Dirofilaria immitis)
Mücken übertragen winzige Larven, die sich im Herzen und in den Lungengefäßen einnisten. Symptome: Husten, Atemnot, Leistungsschwäche, Kollaps. Unbehandelt führen Herzwürmer zum Herzversagen. Die Behandlung ist risikoreich und belastend, oft müssen die Würmer operativ entfernt werden.

Babesiose, Ehrlichiose, Anaplasmose :
Alle drei werden durch Zecken übertragen. Babesiose zerstört rote Blutkörperchen (vergleichbar mit Malaria), Ehrlichiose und Anaplasmose schwächen das Immunsystem. Symptome: hohes Fieber, blasse Schleimhäute, Blutungen, Gelenkentzündungen, Lethargie. Ohne schnelle Behandlung oft tödlich.

Wichtig zu verstehen: Ein Befall mit diesen Erregern ist nicht einfach „Zeckenbiss + Tablette“, sondern kann eine lebenslange Belastung bedeuten. Viele dieser Krankheiten greifen zentrale Organe an, schwächen das Immunsystem dauerhaft oder führen zu Spätfolgen, die sich nicht mehr vollständig behandeln lassen.

Bei Leishmaniose beispielsweise befallen die Erreger nicht nur die Haut, sondern auch innere Organe, vor allem Leber und Nieren. Selbst wenn eine Behandlung anschlägt, bleiben die Parasiten oft im Körper. Das Immunsystem muss dauerhaft durch Medikamente reguliert werden, die wiederum Nebenwirkungen haben. Viele Hunde sterben nicht direkt an der Krankheit, sondern an den Langzeitfolgen wie Nierenversagen.

Herzwürmer wachsen buchstäblich im Herzen des Hundes heran. Sie blockieren Blutgefäße, führen zu Herz- und Lungenbelastung und machen jede Bewegung anstrengend. Die Entfernung ist nicht nur kompliziert, sondern auch gefährlich: Sterben die Würmer plötzlich ab, können sie Blutgerinnsel verursachen, die den Hund sofort töten.

Babesiose, auch als „Hundemalaria“ bezeichnet, zerstört die roten Blutkörperchen und führt zu schwerer Blutarmut. Auch nach einer erfolgreichen Therapie können Organschäden zurückbleiben.

Bei Ehrlichiose und Anaplasmose wird das Immunsystem aus dem Gleichgewicht gebracht, was zu chronischen Gelenkentzündungen, Blutgerinnungsstörungen oder Nervenschäden führen kann.

Deshalb ist Prävention nicht optional, sondern lebensrettend. Ein gelegentliches Kokosöleinreiben oder das Vertrauen auf Bernsteinketten reicht hier nicht aus. Diese Krankheiten sind in Deutschland wenig bekannt – doch im Mittelmeerraum gehören sie zum Alltag. Die beste Entscheidung, die du treffen kannst, ist: den Hund so gut zu schützen, dass er gar nicht erst infiziert wird.

Wer auf diesen Schutz verzichtet, weil er „natürlicher“ reisen möchte, setzt seinen Hund einem hohen und vermeidbaren Risiko aus. Und wer das nicht verantworten will, sollte ehrlich sein und sich entweder für ein Reiseziel ohne diese Risiken entscheiden – oder den Hund gut betreut zu Hause lassen.


„Wir kennen Hunde, die waren eigentlich jung und gesund – ein Jahr später waren sie tot, weil nicht drauf geachtet wurde.“

Paulina

Unterwegs nach Italien: Auto, Fähre oder Flugzeug?

Viele Hundemenschen reisen mit dem Auto nach Italien – vor allem mit einem großen oder verhaltensauffälligen Hund bleibt oft keine Alternative. Doch lange Autofahrten sind nicht für jeden Hund einfach. Stress, Übelkeit, Unruhe: All das kann die Fahrt belasten. Wer die Reise plant, sollte realistisch sein: Braucht der Hund regelmäßige Pausen? Kommt er mit langen Autofahrten klar? Und: Ist die Reisedauer überhaupt zumutbar?

Die Fähre vom italienischen Festland nach Sizilien ist für Hunde meist unkompliziert. Die Überfahrt dauert nur rund 30 bis 45 Minuten, Hunde bleiben in der Regel im Auto. Wichtig ist, vorher Frischwasser, eine Transportbox oder Sicherheitsgurt, ggf. Medikamente gegen Reiseübelkeit und eine bequeme Unterlage bereitzulegen.

Spannender wird es beim Flugzeug. Bisher durften nur kleine Hunde, je nach Airline zwischen sieben und zehn Kilogramm (inklusive Transportbox), mit in die Kabine. Große Hunde mussten im Frachtraum reisen – ein Szenario, das viele Hundemenschen vermeiden möchten. Nun gibt es in Italien eine wichtige Neuerung: Laut Zivilluftfahrtbehörde soll es keine generelle Gewichtsbeschränkung mehr geben. Hunde dürfen also theoretisch unabhängig von ihrer Größe mit in die Kabine, wenn sie in einen Transportbehälter passen.

Das Maximalgewicht orientiert sich laut Behördenmitteilung am „für einen durchschnittlichen Passagier vorgesehenen Maximalgewicht“. Wie hoch dieses konkret ist, wurde bislang nicht klar definiert. Faktisch bedeutet das: Große Hunde müssen inklusive Box unter einem nicht näher bestimmten Limit bleiben – was bei vielen Listenhund-Rassen aufgrund der Grösse wahrscheinlich schwer umzusetzen sein wird.

Unabhängig davon gilt: Der Hund muss während des gesamten Fluges im Transportbehälter bleiben. Für viele große Hunde, besonders für Listenhunde mit besonderem Bewegungsbedarf oder Stressverhalten, kann ein solcher Transport eine erhebliche Belastung darstellen. Wer darüber nachdenkt, sollte frühzeitig bei der Airline alle Bedingungen erfragen, prüfen, ob sein Hund die Vorgaben erfüllt, und sich ehrlich fragen, ob ein Flug die richtige Wahl ist.

Unsere Erfahrungen: Mentalität, Unterschiede Nord- und Süditalien

Italien gilt als hundefreundliches Land – und das ist keine leere Floskel. Gerade im Vergleich zu Deutschland oder der Schweiz erleben wir immer wieder, wie entspannt und offen die Menschen Hunden gegenüber sind, auch Listenhunden. Während ein Hund mit Maulkorb in Deutschland oft argwöhnisch beäugt wird, begegnen einem in Italien meist neugierige Blicke, freundliche Fragen und oft auch Mitgefühl.

Typischer Satz, den wir immer wieder hören: „Poverina, die Arme!“ . Die Italienerinnen und Italiener fragen dann nach, ob der Hund gestreichelt werden darf, und akzeptieren es meist sofort, wenn man sagt, dass er vielleicht nicht jeden Kontakt mag. Die grundsätzliche Haltung: Hunde gehören zum Leben dazu – und auch Hunde mit besonderen Bedürfnissen verdienen einen Platz in der Gesellschaft.

Dabei gibt es Unterschiede zwischen Nord- und Süditalien. Im Norden ist die Mentalität oft etwas ähnlicher zu Mitteleuropa: mehr Regeln, mehr Vorschriften, ein stärkeres Sicherheitsbewusstsein. Listenhunde fallen hier mehr auf, und man erlebt auch mal kritische Blicke oder Nachfragen. Im Süden dagegen, besonders auf Sizilien, herrscht oft eine viel größere Gelassenheit . Menschen reagieren entspannter, verurteilen auffälliges Verhalten weniger und nehmen Rücksicht, ohne ein Drama daraus zu machen. Gerade für Hundemenschen mit schwierigen oder reaktiven Hunden kann das eine enorme Erleichterung sein.

Natürlich heißt das nicht, dass man sich unvorsichtig oder respektlos verhalten sollte. Rücksichtnahme, gute Vorbereitung und ein realistischer Blick auf den eigenen Hund bleiben entscheidend – egal, wie locker die Umgebung ist.

Fazit: Ehrlich, pragmatisch, hundefreundlich reisen

Italien ist eines der wenigen Länder in Europa, das auch mit Listenhunden problemlos bereist werden kann – und genau das macht es für viele Hundemenschen so attraktiv. Aber diese Freiheit kommt mit Verantwortung.

Wer mit Hund, vor allem mit Listenhund, nach Italien reist, muss vorbereitet sein. Einreisebestimmungen, Leinen- und Maulkorbpflicht, Parasitenschutz: All das sind keine Formalitäten, die man nebenbei abhaken kann. Es geht um die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes – und um die eigene Verantwortung als Halterin oder Halter.

Reisen mit Hund heißt nicht, dass alles perfekt läuft. Es heißt, sich auf Herausforderungen einzustellen, ehrlich auf den eigenen Hund zu schauen und pragmatische Entscheidungen zu treffen. Nicht jede Reise passt zu jedem Hund. Aber wer vorbereitet ist, auf Risiken achtet und mit Respekt reist, kann in Italien eine wunderbare Zeit erleben.

Unsere Erfahrung zeigt: Die Menschen in Italien sind offen, herzlich und hundefreundlich. Gerade für Listenhunde ist das eine Erleichterung, die man in vielen anderen Ländern vergeblich sucht. Wer diese Chance nutzen will, sollte es richtig machen – ehrlich, verantwortungsbewusst und mit dem Blick auf das, was für den eigenen Hund wirklich zählt.

Lui & Paulina mit Seelenhund Vito & amalia

Über Vitomalia und die Autoren Lui & Paulina

Der Name Vitomalia entstand aus den Namen ihrer beiden geliebten Hunde: Vito und Amalia . Vito, ein sensibler und lebensfroher Hund, begleitete Lui und Paulina durch viele prägende Jahre. Nach langer, schwerer Krankheit mussten sie Vito am 14. Februar 2025 schweren Herzens gehen lassen.

Aus diesem Verlust entstand der Wunsch, das Erlebte nicht nur für sich zu verarbeiten, sondern auch anderen Hundehaltern Mut, Wissen und Trost zu schenken – so wurde der Podcast geboren, als eine Art Trauerbewältigung und zugleich als Plattform, um über Hundehaltung zu sprechen, wie sie wirklich ist: voller Liebe, Herausforderungen und Wachstum.

Lui stammt ursprünglich aus dem Sportbereich, Paulina aus der Psychologie. Ihre gemeinsame Leidenschaft für Hunde führte sie zusammen. Aus einem Hobby wurde eine Berufung: Lui absolvierte die Ausbildung zum Verhaltenstherapeuten für Hunde, Paulina spezialisierte sich auf Hundewissenschaft. Zusammen arbeiteten sie viele Jahre als Hundetrainer, bis sie erkannten, wie groß der Bedarf an sinnvollem und sicherem Hundeequipment ist.

Aus dieser Idee entstand der Vitomalia Online Shop, der heute ihr Hauptaugenmerk ist. Doch ihre Leidenschaft für die enge Zusammenarbeit zwischen Mensch und Hund bleibt ungebrochen. In ihrem Podcast teilen Lui und Paulina ihre Erfahrungen, ihr kynologisches Wissen und möchten einen ehrlichen, realistischen Blick auf Hundehaltung vermitteln – ohne Filter, ohne Klischees, dafür mit Herz und Verstand.

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