These dogs are NOT suitable for everyone - the biggest mistake when choosing a breed | Episode 17
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Die Entscheidung, einen Hund in die Familie aufzunehmen, beginnt oft mit einem einzigen Blick: "Oh, ist der süß!" Doch genau hier beginnt der größte Fehler bei der richtigen Rassewahl . Die Optik ist verführerisch – doch was sich hinter den treuen Augen verbirgt, ist ein Bündel an genetisch verankerten Eigenschaften, die in vielen Fällen unterschätzt werden.
Ob Anfänger oder erfahrener Hundehalter: Wer sich nicht gründlich mit der jeweiligen Rasse auseinandersetzt, läuft Gefahr, sich für einen Hund zu entscheiden, der schlichtweg nicht ins eigene Leben passt. In diesem Blog werfen wir einen kritischen Blick auf einige Hunderassen – und erklären, warum manche Hunde einfach nicht für jeden geeignet sind .
Die FCI ist der weltweit größte kynologische Dachverband, gegründet 1911 mit Sitz in Thuin, Belgien. Ihre Aufgabe ist es, Rassebeschreibungen (Standards) zu veröffentlichen, Zuchtrichtlinien zu koordinieren sowie internationale Titel und Anerkennung von Zuchtausschüssen zu organisieren – wie etwa CACIB, CACIT, CIB, CIBT und weitere.
Wichtig: Die FCI selbst schreibt keine Pedigrees aus oder führt Zuchtbücher – das machen die nationalen Mitgliedsverbände wie der VDH in Deutschland oder der SKG in der Schweiz.
Weitere große Verbände weltweit
AKC (American Kennel Club) – der größte Dachverband in den USA, nicht FCI‑Mitglied, teilt Hunde in sieben Gruppen ein und vergibt Titel bei Ausstellungen und Prüfungen.
Kennel Club (KC), Großbritannien – älteste kynologische Organisation, eigenständiges System, kooperiert aber mit FCI.
UKC (United Kennel Club) – US‑basiert, eigenständig, legt den Schwerpunkt auf Arbeits‑ und Leistungsbewertungen („Total Dog“-Philosophie).
CKC (Canadian Kennel Club) – kanadischer Verband mit ähnlicher Struktur zum AKC, teils eng kooperierend.
Weitere nationale Verbände, z. B. Dogs Australia (ANKC), SKK in Schweden – viele sind FCI‑Mitglieder und setzen Standards auf nationaler Ebene.
Die FCI ordnet über 330 offiziell anerkannte Hunderassen in 10 Kategorien (Gruppen) nach Ursprung, Aufgabe und Aussehen ein:
Hüte‑ und Treibhunde (z. B. Border Collie, Australian Shepherd)
Pinscher & Schnauzer – Molossoide – Schweizer Gebirgshunde und ähnliche Rassen
Terrier
Dachshunde
Spitz und Urtypen
Lauf- und Schweißhunde
Vorstehhunde (Pointer & Setter)
Apportier‑, Stöber‑ und Wasserhunde (z. B. Retriever)
Gesellschafts‑ und Begleithunde (Toy‑Breeds)
Windhunde (Sighthounds)
Wir teilen die Hundetypen nach uns sinnvollen Kategorien ein und erklären dir typische Eigenschaften und damit einhergehend auch Herausforderungen im Zusammenleben. Wichtig: Dieser Blogbeitrag dient der Einordnung, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit – der Rahmen reicht nicht aus, um jedes Detail zu beleuchten.
Hüte- und Treibhunde wurden gezielt dafür gezüchtet, Herden zu kontrollieren und zu bewegen, aber auf sehr unterschiedliche Weise.
Hütehunde wie der Border Collie arbeiten eng mit dem Menschen zusammen, sammeln und dirigieren die Tiere mit Blick, Körpersprache und feinen Signalen. Sie sind hochsensibel, lernfreudig und reagieren präzise auf jede Bewegung.
Treibhunde wie der Australian Cattle Dog hingegen sollen Herden vorwärts treiben, Wege sichern und bei Bedarf mit Körperkontakt oder kurzen Zwicken Druck machen. Sie sind robuster, selbstständiger und durchsetzungsstärker als klassische Hütehunde.
Beide Typen teilen eine enorme Arbeitsfreude, Ausdauer und den Drang, Bewegung zu kontrollieren – Eigenschaften, die im Familienalltag ohne sinnvolle Aufgaben schnell zu Problemen führen können.
Hüte‑ und Treibhunde gehören zu den intelligentesten und arbeitsfreudigsten Hunderassen der Welt. Ob Border Collie oder Australian Shepherd – sie alle vereint ein ausgeprägter Bewegungsdrang, hohe Reizempfindlichkeit und eine nahezu grenzenlose Kooperationsbereitschaft mit dem Menschen.
Was als Stärke erscheint, kann jedoch schnell zur Belastung werden: Diese Hunde sind nicht dafür gemacht, den ganzen Tag auf dem Sofa zu liegen . Sie wollen geführt, gefordert und sinnvoll beschäftigt werden. Ohne mentale und körperliche Auslastung beginnen sie, sich eigene Aufgaben zu suchen – was von Hüteverhalten gegenüber Kindern bis zu übersteigertem Schutztrieb reichen kann.
Die Erziehung dieser Hunde erfordert Präzision, Klarheit und ein hohes Maß an Konsequenz – ohne Härte. Ihre Sensibilität sorgt dafür, dass sie auf kleinste Stimmungsänderungen beim Menschen reagieren. Bist du unsicher, gestresst oder ungeduldig, wirkt sich das sofort auf das Verhalten deines Hundes aus.
Zugleich lernen diese Hunde unglaublich schnell – im Positiven wie im Negativen. Fehler in der Erziehung werden blitzschnell verknüpft und gespeichert . Das bedeutet: Was einmal falsch konditioniert wurde, ist schwer wieder zu korrigieren. Besonders in der Pubertät zeigen viele Hütehunde eine hohe Reaktivität und neigen zu Übersprungshandlungen, wenn sie überfordert sind.
Gerade bei Hunden wie dem Malinois oder dem Deutschen Schäferhund kommt hinzu: Über Jahrzehnte wurden sie auf Leistungsfähigkeit, Schutztrieb und Eigenverantwortung gezüchtet. Wer ihnen keine klare Struktur bietet, hat bald einen Hund, der die Führung übernimmt – und das kann gefährlich werden.
Diese Rassen sind nichts für Anfänger oder Menschen mit inkonsequenter, unsicherer oder konfliktscheuer Persönlichkeit. Sie sind aber ideal für:
Aktive Menschen , die Freude an täglicher Bewegung und mentaler Arbeit mit dem Hund haben
Hundesportler , die sich in Disziplinen wie Agility, Obedience oder Mantrailing ausprobieren möchten
Berufliche Hundeführer , z. B. im Schutzdienst, bei der Polizei oder im Rettungsdienst
Selbstbewusste, strukturierte Familien , die klare Regeln leben und konsequent bleiben können
Nicht geeignet sind sie für:
Menschen mit wenig Zeit oder körperlichen Einschränkungen
Familien mit Kleinkindern, wenn keine klare Führung gewährleistet ist
Personen, die „einfach nur einen Familienhund zum Kuscheln“ suchen
Menschen mit geringem Frustrationstoleranz-Level oder ohne Hundetrainingserfahrung
Die richtige Rassewahl bei Hüte- und Treibhunden beginnt nicht bei der Optik, sondern bei der ehrlichen Selbstanalyse. Nur wer bereit ist, sich auf einen hochsensiblen, arbeitsfreudigen Partner einzulassen – und die eigenen Emotionen im Griff hat – wird mit diesen Hunden glücklich.
Herdenschutzhunde wie der Kangal , Pyrenäenberghund , Kaukasische Owtscharka oder der Maremmano-Abruzzese wurden gezielt für den Schutz von Nutztierherden gezüchtet. Ihre Hauptaufgabe bestand darin, über Tage und Wochen hinweg eigenständig Wölfe, Bären oder andere Bedrohungen fernzuhalten – ohne Anleitung oder Unterstützung des Menschen.
Im Gegensatz zu Hütehunden sollten Herdenschutzhunde nicht mit dem Menschen zusammenarbeiten , sondern selbst entscheiden, ob und wie sie auf eine Situation reagieren. Diese Unabhängigkeit und Eigenverantwortung sind tief im genetischen Code dieser Hunde verankert – und genau das macht sie heute so besonders, aber auch herausfordernd.
Herdenschutzhunde sind ruhige, gelassene Beobachter mit einer enorm hohen Reizschwelle – bis sie eine Gefahr wittern. Dann sind sie blitzschnell, kraftvoll und kompromisslos in ihrem Handeln. Ihr Schutztrieb, ihre Loyalität und ihr Pflichtbewusstsein sind beeindruckend – aber sie sind keine „klassischen Familienhunde“ , wie man sie aus dem Alltag kennt.
Eine der größten Herausforderungen bei der richtigen Rassewahl ist, dass Herdenschutzhunde aufgrund ihres sanften Wesens oft als „einfach“ oder „gutmütig“ eingeschätzt werden. Tatsächlich brauchen sie aber klare Grenzen, Respekt und einen sicheren, strukturierten Alltag – sonst übernehmen sie selbst die Führung.
Die Erziehung eines Herdenschutzhundes ist ein Spagat zwischen klarem Rahmen und zurückhaltender Führung . Wer mit Drill, Dominanz oder ständigen Kommandos arbeitet, wird scheitern – diese Hunde reagieren nicht auf Druck, sondern auf Beziehung.
Typische Hürden sind:
Geringe Motivation für Gehorsam oder Spiel
Misstrauen gegenüber Fremden oder unbekannten Reizen
Ausgeprägtes Territorialverhalten , vor allem in engen Wohnverhältnissen
Langsame, aber tief verankerte Lernprozesse – einmal gelerntes Verhalten ist schwer zu verändern
Diese Hunde hinterfragen Entscheidungen und brauchen einen Menschen, der Führung durch Souveränität vermittelt – nicht durch Lautstärke oder Härte.
Die richtige Rassewahl bei Herdenschutzhunden beginnt mit der Frage: Bin ich bereit, Verantwortung mit einem selbstständigen Wesen zu teilen – statt zu kontrollieren?
Geeignet sind sie für:
Erfahrene Hundehalter , die schon mit selbstständigen Rassen gearbeitet haben
Menschen mit Haus & Grundstück , idealerweise außerhalb urbaner Ballungsräume
Besitzer, die keinen „Befehlsempfänger“, sondern einen respektvollen Wachpartner suchen
Familien mit klarer Struktur, stabiler Alltagsroutine und wenig wechselndem Besuch
Nicht geeignet sind sie für:
Menschen in Wohnungen oder dicht besiedelten Wohngebieten
Ersthundebesitzer oder unsichere Persönlichkeiten
Haushalte mit regelmäßigem Gästewechsel, Kindern oder anderen Haustieren , ohne intensives Training
Personen, die klassischen Gehorsam oder Hundesport erwarten
Molossoide und Hof‑ bzw. Wachhunde blicken auf eine beeindruckende Geschichte zurück. Bereits im antiken Rom begleiteten sie Soldaten in Schlachten, bewachten Lager und traten als Schutz- und Arbeitshunde in Erscheinung. Rassen wie Rottweiler , Cane Corso , Dogue de Bordeaux , Fila Brasileiro oder der Mastino Napoletano wurden gezielt gezüchtet, um Haus, Hof, Familie oder Viehherden zu beschützen – und Eindringlinge aktiv abzuwehren .
Diese Hunde wurden nicht auf Kooperation, sondern auf Kraft, Durchsetzungsfähigkeit und Schutzbereitschaft selektiert. Ihr Schutztrieb ist tief verankert – ebenso wie ihre Toleranzgrenze gegenüber Bedrohungssituationen.
Molossoide sind kraftvoll, selbstbewusst, ruhig und loyal . Sie neigen nicht zu Hektik, beobachten genau und treffen eigenständige Entscheidungen. Gerade deshalb wirken sie im Alltag oft gelassen – aber wenn sie einmal handeln, dann mit voller Entschlossenheit .
Viele Menschen verwechseln diese Ruhe mit leichter Führbarkeit. Doch in Wahrheit ist genau das Gegenteil der Fall: Molossoide benötigen einen konsequenten, souveränen Menschen , der ihnen Orientierung gibt. Sonst übernehmen sie selbst die Kontrolle – und entscheiden, wer Freund oder Feind ist.
In der richtigen Rassewahl unterschätzen viele ihre Territorialität, ihren Schutztrieb und ihre Sensibilität gegenüber Körpersprache. Diese Hunde lesen ihr Gegenüber – und erwarten das Gleiche auch vom Menschen.
Die Erziehung von Molossoiden ist eine Herausforderung für alle, die unsicher oder inkonsequent agieren. Diese Hunde spüren jede Schwäche – und sind nicht bereit, sich von jemandem führen zu lassen, der keine Klarheit ausstrahlt.
Typische Erziehungsfallen sind:
Unterschätzen ihrer Wachsamkeit – Besucher oder Nachbarn können schnell zur Reizquelle werden
Mangel an geistiger Auslastung – führt zu Langeweile, Frustration oder territorialem Verhalten
Verweigerung von Grenzen – besonders bei Haltern, die keine klaren Regeln leben
Übertriebener Kuschelkurs – das lässt die Hunde im Zweifelsfall selbst entscheiden, wann „Beschützen“ notwendig ist
Molossoide brauchen keine „harte Hand“, sondern klare Führung mit Respekt und Struktur . Wer sie wie ein Kuscheltier behandelt, wird früher oder später überfordert sein – oder riskante Situationen erleben.
Die richtige Rassewahl bei Molossern beginnt nicht mit dem Wunsch nach einem imposanten Hund, sondern mit einem realistischen Blick auf Alltag, Umgebung und Führungsstärke.
Geeignet sind sie für:
Erfahrene Hundemenschen , die sich mit Körpersprache und nonverbaler Führung auskennen
Menschen mit Haus, Garten oder Hof , die dem Hund Raum und Struktur bieten können
Halter, die sich einen echten Wächter und Beschützer wünschen – und keine Berührungsängste vor klarer Führung haben
Menschen, die mit Ruhe, Geduld und Konsequenz statt Lautstärke und Drill arbeiten
Nicht geeignet sind sie für:
Menschen, die „nur einen großen Hund wollen“, aber keine Ahnung von Hundepsychologie haben
Ersthundebesitzer oder unsichere Personen
Familien mit viel Besuch, kleinen Kindern oder wechselnden Lebenssituationen
Bewohner in Mehrfamilienhäusern oder Stadtwohnungen ohne Rückzugsmöglichkeiten
Die richtige Rassewahl bei Molossoiden ist eine Frage der Verantwortung. Diese Hunde sind keine Modeerscheinung oder Statussymbol – sie sind echte Arbeitspartner, die Respekt, Struktur und Ernsthaftigkeit verlangen.
Pinscher und Schnauzer zählen zu den ältesten europäischen Gebrauchshundetypen. Ursprünglich wurden sie als Wach- und Hofhunde eingesetzt – zur Bewachung von Stallungen, Höfen und Vorräten – und zugleich als Nagerbekämpfer, die Ratten und Mäuse fernhielten.
Typische Vertreter sind der Deutsche Pinscher, Zwergpinscher, Riesenschnauzer, Mittelschnauzer und Zwergschnauzer. Durch ihre Anpassungsfähigkeit und Robustheit galten sie als „Allzweckhunde“ des bäuerlichen Lebens, die eigenständig Aufgaben erkannten und umsetzten.
Pinscher und Schnauzer sind selbstbewusst, aufmerksam und durchsetzungsstark. Sie haben ein gutes Maß an Territorialverhalten, sind jedoch – im Gegensatz zu Herdenschutzhunden – enger am Menschen orientiert. Diese Hunde beobachten präzise, analysieren und treffen eigene Entscheidungen, wenn der Mensch nicht eindeutig führt.
Besonders der Riesenschnauzer steht für Charakterstärke und Ernsthaftigkeit, während der Zwergpinscher eher durch Lebhaftigkeit und Temperament auffällt. Allen gemeinsam ist ein hohes Bedürfnis nach klarer Struktur im Alltag. Fehlende Grenzen führen schnell zu Kontrollverhalten – sie übernehmen dann selbstständig die Verantwortung für Haus, Garten oder Familie.
Pinscher und Schnauzer zeigen eine hohe intrinsische Motivation zur Kontrolle ihrer Umwelt. Wird diese Motivation nicht sozial kanalisiert, kann sich hypervigilantes Verhalten (übermäßige Wachsamkeit) entwickeln – ein Phänomen, das in der Ethologie als Overcontrol Behaviour beschrieben wird.
Die Erziehungsarbeit bei Pinschern und Schnauzern ist direkt aus ihrem ursprünglichen Einsatzgebiet erklärbar: Diese Hunde wurden dafür gezüchtet, eigenständig zu handeln, Bedrohungen zu erkennen und ohne Rücksprache Entscheidungen zu treffen. Diese genetische Selbstständigkeit und Reaktionsschnelligkeit wirkt bis heute nach – und ist der Kern vieler Erziehungsherausforderungen.
Ein Pinscher oder Schnauzer gehorcht nicht blind, sondern wägt ab: „Ergibt das Sinn, was du sagst?“ Diese kognitive Selbstüberprüfung ist kein Ungehorsam, sondern ein Anzeichen hoher sozialer Intelligenz. Doch ohne eine stabile Bezugsperson mit klaren, nachvollziehbaren Grenzen übernimmt der Hund Führungsaufgaben, die eigentlich dem Menschen zustehen. So entstehen Verhaltensmuster wie:
Übermäßiges Verbellen, um vermeintliche Gefahren zu melden,
Kontrollverhalten gegenüber Besuchern, Kindern oder anderen Tieren,
oder eine subtile, aber konstante Prüfung der Autorität des Halters.
In der Ethologie spricht man bei diesen Rassen von einem hohen Maß an Umweltkontrollverhalten. Diese Eigenschaft war funktional – sie diente dazu, Gefahren frühzeitig zu erkennen und den Menschen oder das Eigentum zu schützen. In der heutigen, reizüberfluteten Umwelt führt dieselbe genetische Disposition oft zu Überforderung und Fehlinterpretation von Reizen, etwa wenn ein vorbeifahrendes Fahrrad wie eine Bedrohung wahrgenommen wird.
Pinscher und Schnauzer benötigen deshalb eine Erziehung, die klare Grenzen ohne Härte vermittelt. Diese Hunde reagieren schlecht auf autoritären Druck – er provoziert Gegenwehr oder Rückzug. Stattdessen funktioniert eine strukturierte, vorhersehbare Kommunikation, die Sicherheit vermittelt.
Auch im Training zeigen sie typische Muster aus ihrem Erbe als Hof- und Wachhunde: Sie lernen schnell, aber sie wiederholen ungern. Ihre Motivation entsteht durch Sinn und Kontext, nicht durch stupide Wiederholungen. Ein Training, das zu monoton oder rein futterbasiert ist, führt zu Lernverweigerung.
Ein Pinscher oder Schnauzer passt zu Menschen, die Führung übernehmen können, ohne autoritär zu wirken. Wer Konsequenz, Geduld und klare Kommunikation mitbringt, findet in diesen Hunden einen zuverlässigen Partner, der Haus und Familie mit Loyalität beschützt.
Für Anfänger oder Menschen mit laissez-fairer Haltung ist diese Kategorie ungeeignet. Auch in Mehrhundehaltung kann es zu Problemen kommen, wenn Strukturen fehlen – sie sind nicht konfliktscheu und fordern soziale Regeln aktiv ein.
Pinscher und Schnauzer gehören morphologisch zur Gruppe der sogenannten „mittelschweren Gebrauchshunde“. Ihre hohe Reizschwelle, gepaart mit Reaktionsschnelligkeit, macht sie zu effektiven Wachhunden. In der Verhaltensbiologie spricht man hier von situationsorientierter Selbstständigkeit – der Hund reagiert nicht impulsiv auf jeden Reiz, sondern wägt ab, ob Handlungsbedarf besteht.
Terrier wurden ursprünglich für die Baujagd und Nagerbekämpfung gezüchtet. Ihr Name leitet sich vom lateinischen terra („Erde“) ab – sie arbeiteten unterirdisch, jagten Füchse, Dachse oder Ratten aus ihren Bauten und mussten dort eigenständig Entscheidungen treffen.
Typische Vertreter sind der Jack Russell Terrier, Parson Russell Terrier, Airedale Terrier, Fox Terrier oder Border Terrier.
Diese Hunde wurden auf Mut, Selbstständigkeit und Entschlossenheit selektiert – Eigenschaften, die auch heute noch ihr Verhalten prägen, selbst wenn sie längst keine Füchse mehr jagen.
Terrier sind das Paradebeispiel für das, was in der Verhaltensbiologie als hohe Aktivierungsneigung bei geringer Reizschwelle gilt. Sie reagieren blitzschnell, sind impulsiv, ausdauernd und verfügen über ein starkes Jagd- und Beutefangverhalten.
Ihr Temperament ist oft explosiv – und ihre Lernfähigkeit hoch. Doch Terrier denken in Handlungsketten: Reiz → Entscheidung → Aktion. Das macht sie zu begeisterten Arbeitspartnern, aber auch zu Hunden, die nicht warten können, bis man ihnen sagt, was zu tun ist.
Kynologisch betrachtet sind Terrier reaktiv-autonome Hundetypen – sie zeigen hohes Eigenhandeln und ein stabiles Selbstbewusstsein. Psychologisch gesehen korreliert diese genetische Anlage mit einer geringen Hemmung und einer starken intrinsischen Motivation (also: sie arbeiten, weil sie wollen, nicht, weil sie sollen).
Die größte Herausforderung in der Erziehung liegt im Management ihrer Eigenständigkeit und Impulsivität. Terrier lernen schnell, aber sie lernen selektiv – sie merken sich, was ihnen nützt. Ihr Arbeitsgedächtnis ist stark kontextbezogen: Ein Signal funktioniert im Wohnzimmer perfekt, aber im Wald mit Reizen? Oft Fehlanzeige.
Die Reizübertragung im mesolimbischen System (Belohnungszentrum) erfolgt bei Terriern deutlich schneller als bei ruhigeren Rassen. Das bedeutet: Der Reiz „Bewegung“ wird unmittelbar mit einem Belohnungsgefühl verknüpft. Deshalb ist es so schwer, Jagdverhalten vollständig abzutrainieren.
Training mit Terriern braucht daher:
Abwechslungsreiche Aufgaben statt monotone Wiederholungen
Klare Grenzen, aber ohne autoritäre Strafen
Frustrationstoleranztraining (z. B. kontrolliertes Warten, Impulskontrolle)
Kognitive Beschäftigung statt körperlicher Dauerüberforderung
Das Nervensystem des Terriers ist auf kurze, intensive Belastung ausgelegt. Dauerstress (z. B. ständige Reizexposition ohne Kontrolle) führt zu einer Überaktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, was Reizbarkeit, Unruhe oder Stereotypien (ständiges Kratzen, Buddeln, Bellen) begünstigt. Daher gilt: Terrier brauchen Reizmanagement, keine Reizflut.
Ein Terrier passt perfekt zu Menschen, die dynamisch, klar und humorvoll sind – Menschen, die Bewegung, mentale Herausforderung und konsequente Struktur bieten. Ideal sind sie für aktive Halter:innen, die Freude an Training, Nasenarbeit oder Hundesportarten wie Agility oder Mantrailing haben.
Nicht geeignet sind sie für:
Menschen mit wenig Geduld oder inkonsequenter Führung
Familien mit kleinen Kindern, die hektisch und laut sind
Halter:innen, die einen „einfachen Begleithund“ wünschen
Ein Terrier ist kein „Nebenbei-Hund“. Wer ihn versteht, bekommt jedoch einen intelligenten, loyalen und mutigen Partner, der für sein Mensch-Hund-Team durchs Feuer geht – solange man seine Grenzen respektiert.
Terrier sind keine kleinen „Modehunde“. Ihre Reizverarbeitung ist vergleichbar mit Arbeitshunden: hoher Dopamin-Ausstoß bei Bewegungsreizen, niedrige Ermüdungsschwelle, starke Fixierung auf visuelle Stimuli. Das erklärt, warum viele Terrier auch im häuslichen Umfeld auf kleinste Bewegungen (z. B. Katzen, Fahrräder, Spielzeug) reagieren.
Die sogenannten Bull & Terrier entstanden im 19. Jahrhundert in England aus der Kreuzung von Bullenbeißern (Bulldoggen) und Terriern. Ziel war ein Hund, der die Ausdauer, Schnelligkeit und Beutepassion des Terriers mit der Kraft, Schmerzunempfindlichkeit und Zähigkeit des Bulldogs vereint. Ursprünglich wurden sie vielseitig eingesetzt – unter anderem zur Rattenjagd, als Hof- und Wachhunde, aber auch für blutige Tierkämpfe, bei denen sie gegen andere Hunde oder Tiere antreten mussten. Diese missbräuchliche Nutzung prägte ihren Ruf und hinterließ Spuren in der Wahrnehmung und im Verhalten der Rasse.
Typische Vertreter sind der Staffordshire Bullterrier, Bullterrier, American Staffordshire Terrier und – nicht FCI-anerkannt – der American Pit Bull Terrier.
Bull & Terrier sind emotional hochintensive Hunde – sie leben in Extremen. Wenn sie lieben, dann mit voller Hingabe; wenn sie sich aufregen, dann mit voller Kraft.
Kynologisch betrachtet zählen sie zu den explorativ-reaktiven Hundetypen: Sie zeigen eine hohe körperliche Aktivierung, geringe Stressempfindlichkeit und stark ausgeprägte soziale Bindungssysteme.
Sie sind loyal, anhänglich und menschenbezogen, gleichzeitig aber impulsiv, triebstark und frustationsintolerant.
Ihre geringe Hemmschwelle bei Aufregung in Kombination mit hoher körperlicher Durchsetzungsfähigkeit kann schnell zu Konflikten führen – besonders bei Fehlkommunikation oder inkonsequenter Führung.
Studien zeigen, dass Hunde mit hoher Muskelspannung und Adrenalinaktivität (wie Bull & Terrier) oft ein verkürztes Stressabbauintervall haben. Das bedeutet: Sie schalten langsamer von Erregung auf Ruhe um. In der Praxis zeigt sich das z. B. durch Nachbellen, Nachziehen oder ein „nicht abschalten können“ nach aufregenden Situationen.
Bull & Terrier sind keine „Anfängerhunde“. Ihr Triebverhalten ist genetisch tief verankert:
Beutefangverhalten (Packen, Halten, Schütteln)
Hartnäckigkeit und geringe Schmerzempfindlichkeit
Eigenständige Entscheidungsfreude
In der Erziehung bedeutet das: klassische Strafen oder Lautstärke wirken kontraproduktiv – sie steigern die Erregung. Gleichzeitig reicht aber auch „Liebhaben allein“ nicht aus.
Was Bull & Terrier brauchen, ist emotional intelligente Konsequenz:
Klares, ruhiges Führungsverhalten, keine Machtdemonstration
Struktur und feste Routinen im Alltag
Ruhige Reizumgebung in Lernphasen
Gezieltes Impulskontrolltraining (z. B. kontrollierte Spiele mit Abbruchsignal)
Das dopaminerge Belohnungssystem bei Bull & Terriern ist besonders stark ausgeprägt, was ihre hohe Motivation und Lernfreude erklärt – aber auch ihre Tendenz, Verhalten zu „überdrehen“. Reizarme Phasen (Entspannungstraining, Entlastung) sind daher ebenso wichtig wie aktive Auslastung. Eine fehlende Balance kann sonst zu Übererregung, Reaktivität oder Aggressionsverhalten führen.
Diese Hunde sind charakterstark, loyal und extrem menschenbezogen. Wer klare Strukturen, körperliche Präsenz und Gelassenheit mitbringt, kann mit ihnen eine einzigartige Bindung aufbauen. Sie eignen sich hervorragend für aktive Halter:innen, die gerne trainieren, körperlich präsent sind und kommunikativ führen, nicht autoritär.
Geeignet für:
Sportliche Menschen mit Erfahrung in Hundeverhalten
Menschen mit Interesse an Strukturtraining, Impulskontrolle, Nasenarbeit
Halter:innen, die Zeit und Konsequenz mitbringen
Nicht geeignet für:
Ersthundehalter:innen ohne Wissen über Körpersprache
Menschen, die Konflikten ausweichen oder inkonsequent sind
Familien mit sehr kleinen Kindern oder hektischem Alltag
Wer sich für diese Hunde entscheidet, sollte wissen: Ein Bull & Terrier ist kein „Kampfhund“ – er ist ein Leistungshund mit starker Emotionalität. Wer ihn mit Fachwissen, Geduld und Herz führt, erlebt einen hochsozialen, mutigen und tief loyalen Partner, der alles für seine Bezugsperson gibt – und genau das macht die richtige Rassewahl so entscheidend.
Der Dachshund – auch Teckel oder Dackel genannt – wurde ursprünglich für die Baujagd auf Dachs und Fuchs gezüchtet. Seine spezielle Anatomie – kurze Läufe, langer Rücken, kräftige Brust – diente einem klaren Zweck: Er sollte in unterirdischen Bauten jagen, aufspüren, stellen und laut geben. Neben der Baujagd wurden Teckel auch zur Schweißarbeit und zum Stöbern eingesetzt.
Es gibt drei Größenvarianten ( Standard-, Zwerg- und Kaninchenteckel) und drei Fellarten ( Kurzhaar, Rauhaar, Langhaar), die alle denselben funktionalen Ursprung teilen.
Kynologisch betrachtet gehört der Dackel zu den Jagdhunden mit hoher Selbstständigkeit und ausgeprägtem Orientierungssinn im Gelände – ein Arbeitshund im kleinen Körper.
Dackel sind eigenständige, mutige und hoch motivierte Hunde, die ursprünglich dafür gezüchtet wurden, selbst Entscheidungen zu treffen – ohne auf Kommandos des Menschen zu warten. Das führt zu typischen Merkmalen wie hoher Persistenz, geringer Frustrationstoleranz und einer ausgeprägten Jagd- und Grabemotivation.
Verhaltensbiologisch gesehen besitzen sie eine niedrige Reaktionshemmung auf Reize, besonders auf Bewegungs- und Geruchsstimuli. Viele Dackel zeigen zudem ein starkes Meldeverhalten – das laute Anzeigen gehört genetisch zu ihrem ursprünglichen Arbeitsprofil.
Die größte Herausforderung in der Erziehung eines Dackels liegt in seiner Jagdmotivation und seiner Eigenständigkeit.
Ein Dackel wurde darauf selektiert, einer Spur über lange Distanzen zu folgen, selbst wenn kein Mensch ihn anweist. Diese genetisch verankerte Spurtreue lässt sich nicht „abtrainieren“, sondern nur durch Management und Alternativverhalten kontrollieren.
Das bedeutet:
Rückruftraining muss früh beginnen und konsequent mit positiver Verstärkung aufgebaut werden.
Eine Schleppleine ist oft ein lebenslanger Begleiter – nicht als Strafe, sondern als Sicherheitsmanagement.
Nasenarbeit (Mantrailing, Fährtenarbeit, Zielsuchspiele) ist kein Luxus, sondern essenzieller Ersatz für die ursprüngliche Jagd.
Impulskontrolle und Frustrationstoleranz sind Pflichtübungen, um den hohen Erregungslevel zu regulieren.
Das Jagdverhalten von Teckeln ist selbstbelohnend – allein das Folgen einer Spur aktiviert das mesolimbische Belohnungssystem im Gehirn. Deshalb sind klassische Strafen oder Unterbrechungen selten wirksam. Erfolgreiches Training basiert auf kontrollierter Bedürfnisbefriedigung, also dem bewussten Einsatz von Ersatzhandlungen.
Ein Dackel passt zu Menschen, die Geduld, Konsequenz und Humor besitzen – und Freude an aktiver Beschäftigung haben. Er ist ein charakterstarker Partner, kein „Befehlsempfänger“.
Ideal ist er für:
naturverbundene Menschen mit Interesse an Nasenarbeit oder Jagdersatztraining,
ruhige, strukturierte Haushalte mit Zeit für geistige Auslastung,
Halter:innen, die Management als Teil der Haltung akzeptieren (z. B. Leinenpflicht, kontrollierte Freiläufe).
Nicht geeignet ist er für:
Menschen, die einen unkomplizierten Familienhund ohne großen Trainingsaufwand suchen,
sportlich ambitionierte Halter:innen, die ihren Hund am Fahrrad oder beim Joggen mitnehmen wollen,
Wohnungen mit vielen Treppen oder ohne Möglichkeit, den Hund zu tragen,
Menschen, die Bellverhalten oder Sturheit als „Ungehorsam“ interpretieren.
Die richtige Rassewahl beim Dackel bedeutet, die Arbeitshistorie zu respektieren. Wer ihn als das sieht, was er ist – ein leistungsfähiger, willensstarker Jagdhund im kleinen Körper – bekommt einen treuen, wachsamen und intelligenten Begleiter. Wer hingegen einen kleinen, bequemen Sofa-Hund erwartet, wird an seine Grenzen stoßen.
Die chondrodystrophe Körperform (kurze Beine, langer Rücken) des Dackels bringt ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenvorfälle (IVDD) mit sich. Fehlbelastungen, Sprünge oder Übergewicht erhöhen dieses Risiko stark. Daher sollte ein Dackel keine Treppen steigen, sondern getragen oder mit Rampen unterstützt werden.
Die richtige Rassewahl ist keine Frage des Aussehens, sondern eine Entscheidung für oder gegen bestimmte Verhaltensdispositionen, die tief in der Zuchtgeschichte eines Hundes verankert sind. Jede Hunderasse wurde für eine konkrete Arbeitsaufgabe selektiert – und diese genetische Prägung bestimmt bis heute, wie ein Hund denkt, reagiert und lernt.
Ob Hütehund, Terrier, Dackel oder Molosser – die ursprünglichen Aufgaben prägen das Wesen:
Ein Hütehund ist hochsensibel, aufmerksam und reaktiv, weil er gelernt hat, feinste Signale wahrzunehmen und auf Bewegung zu reagieren.
Ein Terrier ist impulsiv, selbstständig und hartnäckig, weil er ursprünglich zum selbständigen Jagen und Töten kleiner Beutetiere gezüchtet wurde.
Ein Dachshund kombiniert Selbstbewusstsein mit Ausdauer und Jagdtrieb, weil er eigenständig in dunklen Bauten arbeitete.
Ein Molosser bleibt ruhig, aber territorial, weil seine Aufgabe Schutz und Abschreckung war.
Diese genetischen Grundlagen lassen sich nicht „aberziehen“ – sie können nur umgelenkt, kanalisiert und sinnvoll genutzt werden.
Wer also einen Hund sucht, sollte sich nicht fragen:
Richtige Rassewahl bedeutet:
Kynologisches Verständnis: Erkennen, welche ursprüngliche Aufgabe das Verhalten erklärt.
Verhaltensbiologische Achtsamkeit: Akzeptieren, dass jedes Verhalten eine Funktion hat.
Selbstreflexion: Wissen, was man als Mensch leisten kann – und wo die eigenen Grenzen liegen.
Die richtige Rassewahl ist kein Zufall, sondern eine wissenschaftlich fundierte Entscheidung für ein kompatibles Wesen.
Wer den Charakter eines Hundes aus seinem Zuchtursprung heraus versteht, schafft die Grundlage für ein stabiles, respektvolles und langfristig harmonisches Mensch-Hund-Team.