4 Gründe gegen eine frühzeitige Kastration beim Hund – Gesundheit, Verhalten & Gesetze

Heute sprechen wir über ein kontroverses und oft diskutiertes Thema: Kastration beim Hund. Für viele Hundemenschen ist die Entscheidung, ob und wann sie ihren Hund kastrieren lassen, eine der größten Fragen im Alltag mit ihrem tierischen Begleiter. Doch wusstest du, dass eine frühzeitige Kastration gesundheitliche, verhaltensbiologische und sogar rechtliche Konsequenzen haben kann?
In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick darauf, warum eine Kastration nicht immer die beste Lösung ist – und warum besonders die Frühkastration kritisch zu hinterfragen ist. Unser Ziel ist es, dir fundierte Informationen zu geben, damit du eine Entscheidung treffen kannst, die deinem Hund wirklich zugutekommt.

Grund #1: Gesetzliche Grundlagen zur Kastration beim Hund

Bevor wir über die gesundheitlichen und verhaltensbiologischen Aspekte sprechen, werfen wir einen Blick auf die rechtlichen Vorgaben zur Hund Kastration in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vielen Hundemenschen ist nicht bewusst, dass die Kastration kein Routineeingriff ist, sondern durch Tierschutzgesetze streng geregelt wird.


Deutschland: Tierschutzgesetz (§ 6 Abs. 1)

Das deutsche Tierschutzgesetz legt fest, dass das Entfernen von Organen oder Geweben bei Wirbeltieren grundsätzlich verboten ist. Ausnahmen gelten nur in zwei Fällen :

  1. Medizinische Notwendigkeit : Zum Beispiel bei Gebärmutterentzündungen oder Tumorerkrankungen.
  2. Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung : Dies betrifft in erster Linie freilaufende Hunde, deren Fortpflanzung vom Halter nicht kontrolliert werden kann.

Für Hunde, die im Haushalt leben und deren Verpaarung durch Aufsicht vermieden werden kann, reicht der zweite Punkt meist nicht aus. Hier fordert das Gesetz, dass Halter durch Maßnahmen wie Leinenpflicht oder Aufsicht Verantwortung übernehmen, bevor eine Kastration in Erwägung gezogen wird.

Hund liegt auf einem Hundebett vor einem Schreibtisch

Schweiz: Tierschutzgesetz (TSchG)

Auch in der Schweiz darf eine Kastration nur erfolgen, wenn sie:

  • Therapeutisch oder diagnostisch notwendig ist, oder
  • Der Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung dient.

Besonders betont das Schweizer Gesetz, dass jede Maßnahme das Wohlbefinden des Hundes berücksichtigen muss. Eine Kastration ohne medizinischen Grund wird kritisch gesehen, da sie in die natürliche Funktion des Körpers eingreift.

Österreich: Tierschutzgesetz (TSchG)

In Österreich sind die Regelungen ähnlich streng. Eine Kastration ist erlaubt, wenn sie:

  • Aus medizinischen Gründen notwendig ist, oder
  • Der Vermeidung ungewollter Fortpflanzung dient.

Das Gesetz betont zudem die Verantwortung der Hundemenschen, alternative Maßnahmen wie die Beaufsichtigung von Hunden zu prüfen, bevor ein chirurgischer Eingriff vorgenommen wird.

Die Gesetze in diesen Ländern machen klar: Eine Kastration ist kein Routineeingriff und sollte niemals leichtfertig durchgeführt werden. Besonders für Hunde, die unter Aufsicht leben, gibt es Alternativen wie die Nutzung eines hormonellen Chips oder sorgfältige Beaufsichtigung.

Indem du diese gesetzlichen Vorgaben beachtest, trägst du dazu bei, das Wohl deines Hundes zu sichern und unnötige Eingriffe zu vermeiden.

ℹ︎ Info

Die Tierschutzgesetze in Deutschland, der Schweiz und Österreich machen klar: Eine Kastration ist kein Routineeingriff und darf niemals als einfache Lösung für Verhütungsfragen betrachtet werden. Bevor du über eine Kastration nachdenkst, gibt es Alternativen , die geprüft werden müssen, wie z. B. Aufsicht oder temporäre Maßnahmen wie der Einsatz eines hormonellen Chips.


Ein häufiges Missverständnis

Viele Hundemenschen glauben, der Gesetzespassus zur Verhinderung unkontrollierter Fortpflanzung bedeute, dass eine Kastration generell erlaubt sei, um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden. Doch das ist nicht der Fall!
Dieser Punkt im Tierschutzgesetz bezieht sich primär auf Fälle, in denen eine tatsächliche Gefahr besteht, dass Hunde unkontrolliert Nachwuchs bekommen – beispielsweise bei:

  • Freilaufenden oder herrenlosen Tieren ,
  • Streunenden Hunden in ländlichen oder urbanen Gebieten,
    wo der Kontakt zu Artgenossen nicht überwacht werden kann.

Verantwortung statt Eingriff

Wenn dein Hund in einem kontrollierten Umfeld lebt, liegt es in deiner Verantwortung, eine ungewollte Verpaarung zu verhindern. Das kannst du erreichen durch:

  • Aufsicht bei Spaziergängen , insbesondere bei Hündinnen während der Läufigkeit.
  • Sicherstellung , dass dein Hund nicht unbeabsichtigt entläuft.
  • Beaufsichtigung in Situationen, in denen unkastrierte Rüden und läufige Hündinnen zusammentreffen könnten.

Eine Kastration sollte also nicht als bequeme Verhütungsmaßnahme gesehen werden, sondern immer gut abgewogen und nur aus triftigen Gründen erfolgen. Die Verantwortung für eine kontrollierte Fortpflanzung liegt bei dir als Hundehalter. 

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Grund #2: gesundheitliche Aspekte der Kastration beim Hund

Die Gesundheit deines Hundes sollte immer an erster Stelle stehen – gerade, wenn es um eine Entscheidung wie die Kastration geht. Eine frühzeitige Kastration kann die körperliche Entwicklung deines Hundes negativ beeinflussen und zu langfristigen gesundheitlichen Problemen führen.

Knochenwachstum und Gelenkgesundheit

Die Knochen deines Hundes wachsen, solange die sogenannten Epiphysenfugen (Wachstumsfugen) geöffnet sind. Diese schließen sich erst, wenn der Hund ausgewachsen ist – ein Prozess, der maßgeblich durch die Sexualhormone Östrogen und Testosteron gesteuert wird.

  • Frühkastration und verlängerte Wachstumsphase: Bleiben die Wachstumsfugen durch einen frühen Eingriff länger offen, wachsen die Knochen oft unproportional lang.
  • Belastung der Gelenke: Diese Überlänge führt dazu, dass die Gelenke stärker belastet werden, was das Risiko für orthopädische Probleme wie Hüftdysplasie, Ellenbogendysplasie oder Kreuzbandrisse erhöht.

Muskelaufbau und Stabilität

Hormone wie Testosteron sind nicht nur für die Fortpflanzung wichtig, sondern auch für den Aufbau von Muskulatur . Diese Muskeln stabilisieren die Gelenke und entlasten das Skelett deines Hundes.

  • Weniger Muskelmasse: Frühkastrierte Hunde entwickeln oft eine schwächere Muskulatur, da die hormonelle Unterstützung fehlt.
  • Instabile Gelenke: Ohne ausreichende Muskeln fehlt den Gelenken die Stabilisierung, was zu einer erhöhten Anfälligkeit für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen kann.
American Staffordshire Terrier steht vor kniender Frau

Immunsystem und langfristige Folgen

Die Sexualhormone wirken auch regulierend auf das Immunsystem deines Hundes. Studien zeigen, dass frühkastrierte Hunde ein erhöhtes Risiko für Autoimmunerkrankungen und Hautprobleme haben, da der hormonelle Schutz fehlt.


Dysbalance zwischen Knochen und Muskeln

Hunde, die zu früh kastriert werden, haben häufig ein Missverhältnis zwischen der Länge der Knochen und der Stärke ihrer Muskulatur.

  • Auswirkungen: Diese Dysbalance verändert die natürliche Gangart, belastet den Bewegungsapparat und kann die Lebensqualität des Hundes durch Schmerzen oder eingeschränkte Beweglichkeit beeinträchtigen.


ℹ Hormone als natürlicher Schutzmechanismus

Die Sexualhormone deines Hundes sind nicht nur für die Fortpflanzung wichtig – sie steuern auch essentielle körperliche Prozesse. Eine Frühkastration greift in diese natürlichen Mechanismen ein und kann langfristig sowohl die Gesundheit als auch das Wohlbefinden deines Hundes beeinträchtigen.

Grund #3: Verhaltensbiologische Aspekte der Kastration beim Hund

Neben den körperlichen Auswirkungen spielen auch die Verhaltensveränderungen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung über eine Kastration. Hormone wie Testosteron und Östrogen beeinflussen nicht nur die körperliche Entwicklung, sondern auch das Verhalten und die emotionale Reifung deines Hundes.


Selbstsicherheit und Stressregulation

Die Sexualhormone wirken regulierend auf das Nervensystem deines Hundes und fördern seine Selbstsicherheit.

  • Frühkastration und Ängstlichkeit: Studien zeigen, dass frühkastrierte Hunde häufiger zu ängstlichem Verhalten neigen, da ihnen die hormonelle Unterstützung zur Stressbewältigung fehlt.
  • Erhöhte Reaktivität: Ohne die ausgleichende Wirkung von Hormonen reagieren viele Hunde schneller auf Stresssituationen und zeigen unsicheres oder übersteigertes Verhalten.


Sozialisierung und Pubertät

Die Pubertät ist eine entscheidende Phase im Leben deines Hundes, in der er lernt, mit anderen Hunden zu interagieren und Konflikte zu lösen. Dieser Lernprozess wird maßgeblich durch die hormonellen Veränderungen in der Pubertät gesteuert.

  • Gestörte soziale Entwicklung: Frühkastrierte Hunde können Probleme mit der Kommunikation mit anderen Hunden entwickeln, insbesondere mit intakten Tieren.
  • Fehlendes Lernen von Konfliktlösungen: Die hormonellen Veränderungen während der Pubertät helfen deinem Hund, Konflikte sozialverträglich zu lösen. Fehlt diese Phase, können Unsicherheiten oder unangemessenes Verhalten auftreten.


Läufigkeit und soziale Interaktion

Bei Hündinnen spielt die Läufigkeit eine wichtige Rolle für die Kommunikation und das Lernen von sozialen Signalen.

  • Natürliche Entwicklungsphase: Während der Läufigkeit senden und empfangen Hündinnen hormonell gesteuerte Signale, die ihnen helfen, ihre Position im sozialen Gefüge zu verstehen.
  • Verpasste Lernmöglichkeiten: Eine frühzeitige Kastration verhindert diese natürlichen Prozesse und kann langfristig zu Defiziten im sozialen Verhalten führen.

Die Sexualhormone deines Hundes sind ein essenzieller Bestandteil seiner emotionalen Reifung und seiner Fähigkeit, mit anderen Hunden und seiner Umwelt zu interagieren. Eine Frühkastration kann diese natürlichen Entwicklungsprozesse stören und zu Unsicherheiten, Verhaltensproblemen oder einer gestörten Kommunikation führen.

Grund #4: Verhaltensprobleme durch Frühkastration

Die Frühkastration wird häufig als Lösung für unerwünschtes Verhalten propagiert. Doch in der Praxis zeigt sich oft, dass der Eingriff das Verhalten deines Hundes nicht verbessert, sondern sogar verschlechtern kann. Sexualhormone wie Testosteron und Östrogen spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung von emotionaler Stabilität, Sozialkompetenz und Stressbewältigung. Ihre vorzeitige Entfernung hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Nervensystem, die Lernfähigkeit und das Sozialverhalten deines Hundes.


Der Einfluss von Sexualhormonen auf das Verhalten

Sexualhormone steuern nicht nur die Fortpflanzung, sondern wirken wie natürliche Regulatoren des Nervensystems . Sie fördern die Fähigkeit deines Hundes, mit Stress umzugehen, soziale Interaktionen zu meistern und ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln.

  • Testosteron : Unterstützt die Entwicklung von Selbstsicherheit und Durchsetzungsvermögen. Bei Rüden hilft es, die eigene Rolle im sozialen Gefüge zu verstehen und Konflikte zu lösen, ohne aggressiv zu reagieren.
  • Östrogen : Fördert bei Hündinnen soziale Bindungen und sorgt für eine ausgeglichene Reaktion in stressigen Situationen.

Wird der Hormonhaushalt frühzeitig gestört, fehlen deinem Hund wichtige Mechanismen, um Reize angemessen zu verarbeiten .

Rottweiler zerrt an Zerrspielzeug

Erhöhte Reaktivität und Unsicherheiten

Frühkastrierte Hunde zeigen oft eine übersteigerte Reaktivität gegenüber Umweltreizen. Dies bedeutet, dass sie auf alltägliche Situationen wie fremde Hunde, Geräusche oder neue Umgebungen unangemessen stark reagieren.

Frühkastrierte Hunde senden oft unklare Signale, da ihnen die hormonelle Unterstützung für soziale Interaktionen fehlt. Dies kann zu Konflikten führen, da andere Hunde ihre Körpersprache oder ihr Verhalten missverstehen.

Manche frühkastrierte Hunde entwickeln ein übermäßiges Interesse an Artgenossen oder werden umgekehrt häufiger von intakten Hunden bedrängt.


Warum passiert das? 

Sexualhormone wirken beruhigend auf das Nervensystem. Ohne diesen Schutzschild erhöht sich die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin, wodurch der Hund in Stresssituationen schneller überfordert ist.


Fehlende soziale Reife

Die Pubertät ist eine entscheidende Phase für die emotionale und soziale Reifung deines Hundes. Sexualhormone spielen dabei eine Schlüsselrolle, indem sie die Motivation für das Erlernen von Konfliktlösungen und sozialem Verhalten fördern. Frühkastrierte Hunde können diese Lernprozesse oft nicht vollständig durchlaufen.


Lernpsychologische Auswirkungen:

  • Hunde lernen durch Beobachtung und direkte Interaktion mit Artgenossen. Frühkastration kann dazu führen, dass Hunde ängstlich auf soziale Signale reagieren oder diese missinterpretieren.
  • Häufig fehlen ihnen die notwendigen Erfahrungen, um sich in komplexen sozialen Hierarchien zurechtzufinden.

Soziale Unsicherheit:

Frühkastrierte Hunde wirken häufig unentschlossen und haben Probleme, ihren Platz in einer Gruppe zu finden. Sie reagieren oft übervorsichtig oder aggressiv aus Unsicherheit.

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„Juveniles Verhalten“: Kindlich bleiben statt erwachsen werden

Ein häufiges Problem bei frühkastrierten Hunden ist das Verharren in einem jugendlichen Verhaltensstadium , das oft als „juveniles Verhalten“ bezeichnet wird. Dieses Phänomen entsteht durch die vorzeitige Entfernung der Sexualhormone, die für die emotionale Reifung eines Hundes eine entscheidende Rolle spielen. Während die körperliche Entwicklung eines Hundes durch die Kastration gestört werden kann, ist die emotionale und soziale Entwicklung oft noch stärker betroffen.

Die Pubertät eines Hundes ist eine der prägendsten Phasen seines Lebens. In dieser Zeit lernt er, mit Herausforderungen umzugehen, seine Frustrationstoleranz zu erhöhen und sich in einer sozialen Gruppe zu positionieren. Diese Prozesse werden maßgeblich durch die hormonellen Veränderungen gesteuert, die während der Pubertät stattfinden. Testosteron und Östrogen fördern nicht nur die körperliche Reife, sondern beeinflussen auch das Verhalten: Sie helfen Hunden, Konflikte sozial zu lösen, Entscheidungen zu treffen und ihre emotionale Stabilität zu stärken.

Wird ein Hund früh kastriert, fehlt ihm diese hormonelle Unterstützung, wodurch wichtige Entwicklungsschritte ausbleiben. Die Folge: Der Hund bleibt in einem kindlichen Verhaltensstadium stecken, das sich durch übermäßige Verspieltheit, Impulsivität und mangelnde Kontrolle auszeichnet. Dieser Zustand wirkt für viele Hundemenschen zunächst harmlos oder sogar charmant, da der Hund verspielt und energiegeladen erscheint. Doch hinter diesem Verhalten steckt oft eine emotionale Unreife , die den Hund langfristig belasten kann.

Hunde, die dieses juvenile Verhalten zeigen, haben häufig Schwierigkeiten, in stressigen Situationen angemessen zu reagieren. Das liegt daran, dass sie nie gelernt haben, mit Frustration umzugehen – ein essenzieller Bestandteil der sozialen und emotionalen Reifung.

Die Auswirkungen im Alltag können vielfältig sein:

  • Übermäßige Aufgeregtheit in neuen oder unerwarteten Situationen. Zum Beispiel könnte ein frühkastrierter Hund bei einem plötzlichen Geräusch oder einer fremden Person überreagieren, indem er bellt, springt oder nervös wird.
  • Schwierigkeiten im Training : Ein solcher Hund hat oft Probleme, sich zu konzentrieren, da er schnell abgelenkt ist und keine Geduld entwickelt hat. Das Training wird dadurch anstrengender und langwieriger.
  • Impulsives Verhalten : Hunde ohne hormonelle Unterstützung zeigen oft wenig Selbstkontrolle. Das äußert sich in ungestümem Anspringen von Menschen, übermäßigem Bellen oder hektischem Verhalten in ungewohnten Umgebungen.

Diese emotionale Dysbalance hat nicht nur kurzfristige Auswirkungen, sondern beeinflusst das gesamte Verhalten des Hundes über viele Jahre. Auch im Umgang mit Artgenossen zeigt sich das juvenile Verhalten oft deutlich. Frühkastrierte Hunde sind häufig unsicher und können die Körpersprache anderer Hunde nicht richtig deuten. Sie versuchen entweder durch übermäßige Verspieltheit Konflikte zu vermeiden oder reagieren mit unangemessenem Verhalten, wie übertriebener Dominanz oder plötzlicher Unterwürfigkeit.

Ein weiteres Problem ist, dass frühkastrierte Hunde oft Schwierigkeiten haben, sich in einer sozialen Gruppe zu integrieren. In einer Hundegruppe gibt es klare Strukturen und Rollen, die durch Körpersprache und Verhalten ausgehandelt werden. Hunde, die hormonell nicht vollständig entwickelt sind, können diese sozialen Signale oft nicht richtig lesen oder senden, was zu Missverständnissen und Konflikten führt.

Langfristig kann dieses juvenile Verhalten auch für den Hund selbst belastend sein. Ohne eine stabile emotionale Basis fällt es ihm schwer, Vertrauen in seine Umgebung und seine Bezugsperson aufzubauen. Er bleibt in einem Zustand permanenter Unsicherheit, der sowohl seine Lebensqualität als auch die Beziehung zu seinen Menschen beeinträchtigt.

Kastration als Maßnahme mit Grund

Eine Kastration ist ein chirurgischer Eingriff, der nicht rückgängig gemacht werden kann und tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche und emotionale Entwicklung deines Hundes hat. Deshalb sollte dieser Schritt nur dann in Betracht gezogen werden, wenn triftige Gründe vorliegen. Die Kastration darf weder als Standardlösung noch als Ersatz für konsequente Erziehung oder verantwortungsvolle Haltung betrachtet werden. Vielmehr sollte sie das letzte Mittel sein, wenn medizinische Notwendigkeiten bestehen oder sich andere Maßnahmen als unzureichend erwiesen haben.


Medizinische Indikationen

In einigen Fällen ist eine Kastration medizinisch notwendig, um die Gesundheit oder sogar das Leben eines Hundes zu retten. Diese Situationen erfordern sorgfältige Abwägung und Beratung durch einen Tierarzt:

  • Gebärmutterentzündungen (Pyometra): Eine lebensbedrohliche Erkrankung bei Hündinnen, bei der sich die Gebärmutter entzündet und mit Eiter füllt. Hier ist eine Kastration oft der einzige Weg, das Leben der Hündin zu retten.
  • Hoden- oder Gesäugetumore: Bei Rüden und Hündinnen kann die Entfernung der Sexualorgane Teil einer Krebstherapie sein, um die Ausbreitung von Tumoren zu verhindern.
  • Hormonelle Erkrankungen: In seltenen Fällen führen hormonell bedingte Probleme wie extreme Aggressionen oder Pseudo-Schwangerschaften zu einem gesundheitlichen Risiko, das durch eine Kastration gelindert werden kann.

In diesen Situationen ist die Kastration nicht nur gerechtfertigt, sondern oft alternativlos, um das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Hundes zu sichern.


Kein Ersatz für Erziehung oder Training

Viele Hundemenschen erwägen eine Kastration, um Verhaltensprobleme wie Aggression, Ungehorsam oder Nervosität zu lösen. Doch häufig liegen die Ursachen solcher Probleme nicht in den Hormonen, sondern in anderen Bereichen:

  • Fehlende Sozialisierung: Ein Hund, der nicht gelernt hat, mit anderen Hunden oder Menschen umzugehen, zeigt oft unsicheres oder aggressives Verhalten. Dieses Problem kann nicht durch eine Kastration gelöst werden.
  • Unklare Führung: Hunde benötigen klare Regeln und eine konsequente Führung. Wenn diese fehlt, suchen sie Orientierung und reagieren oft überfordert, was sich in problematischem Verhalten äußern kann.
  • Ungenügende Auslastung: Ein unausgelasteter Hund entwickelt oft Verhaltensauffälligkeiten wie übermäßiges Bellen oder Zerstörungswut. Hier hilft keine Kastration, sondern eine Anpassung des Alltags mit mehr mentaler und physischer Beschäftigung.

Verhaltensprobleme sollten immer zuerst mit gezieltem Training, einem durchdachten Erziehungsplan und gegebenenfalls der Unterstützung eines Hundetrainers oder Verhaltensberaters angegangen werden. Die Kastration allein kann keine Verhaltensprobleme lösen, die auf mangelnder Erziehung oder falscher Haltung basieren.

Zusammenfassung


Die Kastration eines Hundes ist ein komplexes Thema, das sorgfältige Überlegungen erfordert. Eine Frühkastration kann tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche, emotionale und soziale Entwicklung deines Hundes haben. Sexualhormone spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulierung von Wachstum, Verhalten und Stressbewältigung. Ein vorzeitiger Eingriff kann nicht nur die Gesundheit gefährden, sondern auch zu Verhaltensproblemen wie Unsicherheit oder Überreaktionen führen.

In vielen Fällen gibt es Alternativen, wie den Einsatz hormoneller Chips oder eine gezielte Aufsicht, um ungewollte Fortpflanzung zu verhindern. Eine Kastration sollte daher immer individuell abgewogen werden und nur dann erfolgen, wenn medizinische oder zwingende praktische Gründe vorliegen. Dein Ziel als Hundemensch sollte es sein, eine fundierte und verantwortungsbewusste Entscheidung im Sinne deines Hundes zu treffen.

Ist eine Kastration immer notwendig?

Nein. Eine Kastration ist nur in bestimmten Fällen notwendig, z. B. bei medizinischen Indikationen wie Gebärmutterentzündung oder hormonell bedingten Problemen. Sie sollte niemals als Standardmaßnahme oder schnelle Lösung für Verhaltensprobleme betrachtet werden.

Welche Risiken birgt eine Frühkastration?

Frühkastrationen können:

  • Zu überproportionalem Knochenwachstum und Gelenkproblemen wie Hüftdysplasie führen.
  • Die Muskelstabilität und damit die Gelenkgesundheit beeinträchtigen.
  • Verhaltensprobleme wie Unsicherheit, Reaktivität oder übermäßige Ängstlichkeit fördern.

Kann eine Kastration Verhaltensprobleme lösen?

Nur in seltenen Fällen, wenn diese hormonell bedingt sind. Viele Verhaltensprobleme haben ihre Ursache in fehlender Sozialisierung, unklarer Führung oder mangelnder Auslastung. Diese Probleme lassen sich besser durch gezieltes Training und Verhaltensmanagement lösen.

Ab welchem Alter ist eine Kastration sinnvoll?

Das ideale Alter hängt von der individuellen Entwicklung des Hundes ab. In der Regel sollte der Hund körperlich und emotional ausgereift sein, was oft erst nach der Pubertät der Fall ist. Ein mittelgroßer bis großer Hund ist erst mit 3 Jahren gereift, kleinere Rassen etwas schneller. 

Die Autoren: Paulina & Lui

Paulina und Lui sind das Herz und die Seele hinter Vitomalia [Dogstraining & Store]. Ihre Reise im Bereich Hundeerziehung begann mit der Adoption ihres ersten Listenhundes, Vito. Diese Erfahrung weckte ihr tiefes Interesse daran, anderen Hundebesitzern Wissen über Hundeverhalten und -erziehung zu vermitteln. Anfänglich war dies ein bloßes Hobby, doch mit der Adoption der American Pitbull Hündin Amalia, die wegen schweren Verhaltensauffälligkeiten mehrfach abgegeben wurde, entwickelte sich ihre Leidenschaft zu einer wahren Berufung. Amalias besondere Herausforderungen im Verhalten intensivierten ihr Interesse an Hundeerziehung und Verhaltenstherapie. Dieser Wendepunkt führte dazu, dass Paulina und Lui ihre ursprünglichen Berufspfade verließen, sich intensiv weiterbildeten und sich vollständig dem Thema Hundeerziehung widmeten. Ihre Arbeit mit Mensch-Hund-Teams offenbarte ihnen zudem eine Lücke im Hundemarkt: Es mangelte an sicherem und hochwertigem Hundezubehör speziell für mittelgroße und große Rassen.

Aus dieser Erkenntnis heraus entstand Vitomalia [Dogstraining & Store], eine Kombination aus ihrem Engagement für professionelle Hundeerziehung und dem Bedarf an qualitativem Hundezubehör. Paulina und Lui bringen ihre persönlichen Erfahrungen, ihr umfangreiches Wissen und ihre Leidenschaft für Hunde in jedes Produkt ein, um Mensch-Hund-Teams im Zusammenleben zu unterstützen.


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